Das Klima der Philosophie: Die ökologische Krise als Herausforderung für die Philosophie- und Ideengeschichte

Deadline: 30.08.2024

Welche Konsequenzen hat die Klimakrise für die Geisteswissenschaften, insbesondere für die Philosophie(-) und die Ideengeschichte? Lässt sich etwa die ohnehin schon problematische Geschichte der Aufklärung noch als Erfolgsgeschichte erzählen, wenn man weiß, dass zugleich die Grundlagen des Zeitalters der Verbrennung fossiler Energien gelegt wurden, das in naher Zukunft den Planeten Erde an die Grenzen seiner Bewohnbarkeit kommen lassen wird? Wie konnte es dazu kommen, dass die Philosophie der Moderne Ideen wie Fortschritt und Freiheit gänzlich unabhängig von den materiellen Gegebenheiten und Rahmen, in denen diese Ideen wirksam werden sollten, konzipiert hat? Dipesh Chakrabarty hat gezeigt, dass die hermeneutischen Grundlagen der Geisteswissenschaften tangiert sind, wenn wir uns selbst den Zukunftshorizont abschneiden. Pierre Charbonnier hält eine ökologisch sensibilisierte Neuerzählung der Ideengeschichte für nötig, bei der offengelegt wird, inwieweit die „Freiheit“ des Liberalismus auf dem durch fossile Energien erzeugten „Überfluss“ beruht. Isabelle Stengers spricht vom „Eindringen Gaias“, das die politischen wie philosophischen Horizonte der Moderne grundsätzlich verschiebt. Daran anschließend braucht es Bruno Latour zufolge sogar eine neue Kosmologie, um sich auf der durch ein neues Klimaregime geprägten Erde neu zu orientieren. 

Im Lichte dieser Fragen und Positionen fragt die von Melanie Sehgal (Wuppertal) und Martin Mulsow (Erfurt/Gotha) organisierte Konferenz nach den systematischen und methodischen Herausforderungen einer Neujustierung der Philosophie und Ideengeschichte angesichts der gegenwärtigen multiplen planetarischen Krisen. Ziel der Konferenz ist einerseits eine historisch saturierte Reflexion der eigenen philosophischen und ideengeschichtlichen Praxis sowie andererseits eine Auslotung möglicher Aufgaben und Konturen für philosophie- und ideengeschichtliches Arbeiten im neuen Klimaregime. Welche impliziten Voraussetzungen bezüglich der materiellen und umweltlichen Bedingungen menschlichen Lebens hat das Denken der Moderne ausgebildet? Welchen Beitrag haben bestimmte philosophische Ideen (wie etwa die Begriffe Natur, Gesellschaft oder Fortschritt) in der Entstehung der gegenwärtigen Krise gespielt? Und welche begrifflichen Annahmen und impliziten Voraussetzungen sind bis heute in unseren eigenen Methoden wirksam geblieben? In anderen Worten: Was ist das Klima der Philosophie?

Neben Beiträgen von eingeladenen Gästen (Dipesh Chakrabarty, Pierre Charbonnier, Eva Horn, Erich Hörl, Bernd Scherer, Isabelle Stengers u.a.) werden einige Vorträge über diesen Call vergeben. Insbesondere (aber nicht ausschließlich) Nachwuchswissenschaftler*innen sollen die Gelegenheit erhalten, ihre Arbeiten im Rahmen der Konferenz vorzustellen. Die Konferenz, die u.a. von der DFG gefördert wird, findet zweisprachig auf Deutsch und Englisch statt. Ein Abstract (ca. 6000 Zeichen, auf Deutsch oder Englisch) und ein akademischer CV sind bis zum 30.8. einzureichen unter msehgal@uni-wuppertal.de. Auskünfte ebenfalls unter msehgal@uni-wuppertal.de. Reise- und Übernachtungskosten werden übernommen.

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Informationen

Beginn
13.11.2024 - 14:00 Uhr

Ende
15.11.2014 - 18:00 Uhr

Ort
Wuppertal

Veranstalter
Bergische Universität Wuppertal, Institut für Grundlagenforschung zur Philosophiegeschichte

E-Mail Veranstalter
msehgal@uni-wuppertal.de

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